Kräuterwiesen auf der Dominsel: Ein gelungenes Beispiel für Multifunktionalität

Vor 7 Jahren begann mit der Bundesgartenschau ein Paradigmenwechsel bei der Pflege von innerstädtischen Grünflächen. Als ein Ergebnis konnten sich auf der Dominsel Kräuterwiesen entwickeln. In Kooperation zwischen Stadtverwaltung und NABU Regionalverband Brandenburg Havel e.V. wurden die notwendigen Maßnahmen besprochen. Um die Reduzierung der Mahdhäfigkeit kümmerte sich die Stadtverwaltung. Die Pflege übernahm zum Teil der NABU. Unterstützt wird er von Anwohnern. Des Weiteren organisierten die NABU Mitglieder die Ausbringung des Saatguts und der Wildblumen. Dabei wurde darauf geachtet, dass ausschließlich Regiosaatgut und Kräuter verwendet wurden, die für die Havelregion charakteristisch sind.

Die Hevellerstraße im Juni 2021 mit Wiesen-Margerite, Skabiosen-Flockenblume, Wiesen-Salbei und Esparsette

Artenreiche Kräuterwiesen: Mehr als Margeriten und Löwenzahn

Repräsentationsflächen für die Vielfalt der Havelregion

Kräuterwiesen mit einheimischen Arten machen die Vielfalt des Landes Brandenburg im urbanen Bereich erlebbar. Diese prägten noch vor einigen Jahrzehnten den ländlichen Raum. Heute sind diese artenreichen Wiesen selten. Die Hauptursache für das Verschwinden ist die intensive Landnutzung.

Förderung der biologische Vielfalt

Mit einfachen Mitteln können unsere Innenstädte zu Ersatzlebensräumen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten werden. Bei der Ansiedlung der Pflanzen auf der Dominsel wurde die Auswahl auf einheimische Arten beschränkt. Das Fehlen dieser Arten ist eine Ursache für den Rückgang der Insekten. Charakteristisch für die überwiegend sandigen und wechselfeuchten Böden der Dominsel sind die Große Brennnessel (Urtica dioica) und das Scharbockskraut (Ficaria verna). Auf den trockenen Flächen finden wir das Gewöhnliche Ferkelkraut (Hypochaeris radicata), die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium) und Löwenzahnarten (Taraxacum spec.). Erfolgreich wurden zum Beispiel die Wiesen-Margerite (Leucanthemum spec.), der Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Flockenblumen (Centaurea jacea und Centaurea scabiosa), die Gewöhnliche Pechnelke (Silene viscaria) und die Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum) angesiedelt. Das verwendete Regio-Saatgut unserer Herkunftsregion 4 (Ostdeutsches Tiefland) wurde von der Rieger-Hofmann GmbH, der Saaten Zeller GmbH & Co. und der Wildsamen Insel Uta Kietsch bezogen. Zertifiziertes Saatgut und Pflanzen lieferte die Nagola Re GmbH aus Jänschwalde. Ergänzt werden die gepflegten Wiesen durch wilde Bereiche, die insbesondere am Burgweg zugelassen werden.

Temperaturregulation und Staubfilter

Eine ungemähte Wiese verhindert wirkungsvoll die Erwärmung des Bodens. Die Wärmestrahlen werden durch die Gräser und Kräuter reflektiert. Der Bildung von Hitzeinseln wird entgegengewirkt. Des Weiteren filtern die Pflanzen Feinstaub aus der Luft. Hohe Temperaturen und Luftverschmutzung sind zwei Faktoren, die sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken.

CO2-Bindung im Boden

Eine extensive gemähte Wiese, die nur wenig gemäht wird, speichert im Vergleich zu einer nicht oder häufige gemähten Fläche, die größte Menge Kohlenstoff im Boden. Artenschutz leistet auf diese Art und Weise einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz.

Der Ästhetische Wert einer Wiese

Im Vergleich zu einer häufig gemähten Rasenfläche, ist eine blühende Kräuterwiese als Postkartenmotiv geeignet. Sie muss aber nicht wie ein Naturschutzgebiet behandelt werden. Im Gegenteil. Die Vielfalt soll für uns erlebbar sein. Selbstverständlich darf eine Wiese auch mal betreten werden. Vielleicht zum Fotografieren oder einfach nur zum Staunen, über die vielen Insekten, die sich ab April dort zahlreich einfinden.

Die Kräuterwiese in der Hevellerstraße im Juni 2020 mit Margeriten (Leucanthemum spec.), Flockenblumen (Centaurea jacea und Centaurea scabiosa), Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis)und Acker-Witwenblume (Knautia arvensis)